Geschichte
Die Reproduktionsmedizin ist eine Disziplin der Human- und Veterinärmedizin zwischen den Fachgebieten Frauenheilkunde und Urologie, Dermatologie und internistischer Endokrinologie, der klinischen und theoretischen Reproduktionsgenetik sowie der basis-wissenschaftlich orientierten Reproduktionsbiologie.
Durch die revolutionären Entwicklungen der letzten Jahrzehnte ist manche Utopie Realität geworden. Zu nennen sind:
- hormonelle Unterdrückung von Eisprung und Samenreifung,
- von außen gesteuerte Reifung der Eizellen in den Eierstöcken bei Kinderwunschbehandlungen
- die "Überlistung" der Natur bei verschlossenen Eileitern durch die "Reagenzglas"-Befruchtung und Embryotransfer mit der zusätzlichen Möglichkeit des Einspritzens von Samenzellen in die Eizelle bei eingeschränkter Samenqualität
- aktuell die genetische Untersuchung von Eizellen oder einzelnen Zellen eines Embryo zur Auswahl von entwicklungsfähigen befruchteten Eizellen für den Embryotransfer.
Die Fortschritte in der Reproduktionsmedizin fordern jedoch auch die ständige und kritische Auseinandersetzung in unserer Gesellschaft heraus.
1958 bereits gründeten Emmrich (Magdeburg), Fikentscher (München), Semm (München), Jordan (Münster) und Tillman (Gießen) in München die Deutsche Gesellschaft zum Studium der Fertilität und Sterilität, die 1998 in die Deutsche Gesellschaft für Reproduktionsmedizin umbenannt wurde.
"Muttergesellschaft" für die Deutsche Gesellschaft war die "International Federation Association" (IFA), die später in die "International Federation of Fertility Societies" (IFFS) umbenannt wurde
http://www.iffs-reproduction.org
Das große nationale und internationale Interesse an den deutschen Fertilitätstagungen wurde auch zum auslösenden Faktor für die Gründung der European Sterility Congress Organization (ESCO) 1966 mit europäischen Tagungen mit jeweils 2000-4500 Teilnehmern im dreijährigem Intervall. Darüber hinaus finden seit 1976 jährlich veterinär-humanmedizinische Gemeinschaftstagungen alternierend an fünf deutschen veterinärmedizinischen Hochschulen (Berlin, Gießen, Hannover; München, Leipzig) statt.
Von Anfang an war es ein Anliegen der Gesellschaft, sich nicht nur den weiblichen Sterilitäts- und Reproduktionsproblemen zu widmen, sondern unter einem Dach gleichzeitig Ursachen der weiblichen und männlichen Sterilität von humanmedizinischer Seite und auch aus dem Blickwinkel der Veterinärmedizin zu erforschen und neue Therapiemöglichkeiten zu finden. Der interdisziplinäre Charakter der Gesellschaft spiegelt sich auch im Vorstand wieder, in dem obligat die Gynäkologie, Andrologie, Veterinärmedizin und seit 1987 auch die Reproduktionsbiologie als Grundlagendisziplin vertreten ist.
Die Berichte der regelmäßigen wissenschaftlichen Gesellschaftstagungen sind seit der Gründungsveranstaltung in der II. Frauenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität am 17. und 18. Mai 1958 in Tagungsbänden dokumentiert. So entstanden die Bände "Beiträge zur Fertilität und Sterilität", die ab 1970 als "Fortschritte der Fertilitätsforschung" weitergeführt wurden. 1986 wurde die Zeitschrift "Fertilität" gegründet, die als Organ der Gesellschaft übernommen wurde. Seit 1998 wird diese Zeitschrift unter dem Namen "Reproduktionsmedizin" und seit 2004 unter dem Namen "Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie" weitergeführt.